Das Energieeffizienzgesetz 2023: EMAS oder ISO 50001?

Laut Energieeffizienzgesetz müssen Unternehmen mit einem jährlichen durchschnittlichen Gesamtendenergieumsatz von über 7,5 GWh und öffentliche Stellen mit einem jährlichen durchschnittlichen Gesamtendenergieumsatz von über 3 GWh ein Umweltmanagementsystem nach EMAS oder ein Energiemanagementsystem nach ISO 50001 einführen. Eine pauschale Antwort darauf, welches Managementsystem zu empfehlen ist, gibt es nicht. Beide Managementsysteme haben ihre Vorteile – sind aber auch mit verschiedenen Aufwänden verbunden. In diesem Artikel möchten wir beide Systeme miteinander vergleichen und die jeweiligen Gemeinsamkeiten und Unterschiede darstellen.

European Sustainability Reporting Standards – Nachhaltigkeitsberichterstattung

Was regelt die ISO 50001?

Die ISO 50001 ist eine internationale Norm für Energiemanagementsysteme, die 2011 eingeführt wurde. Die ISO 50001 zielt darauf ab, die Energieeffizienz systematisch und fortlaufend zu verbessern. Ein systematisches Energiemanagement beruht dabei auf der Erfassung der Energieflüsse in der jeweils betrachteten Organisation (Energieträger/ -quellen, Energieeinsatz) und einer Bewertung der Energieeffizienz – insbesondere der für den gesamten Energieverbrauch bedeutsamen Anlagen, Einrichtungen und Prozesse/Tätigkeiten (= Significant Energy User). Organisationen mit einem Zertifikat nach ISO 50001 haben eindeutig nachzuweisen, dass sie Energie einsparen und ihre energetische Leistung verbessern.

Was regelt EMAS?

EMAS (Eco-Management and Audit Scheme) ist ein europäisches Umweltmanagementsystem, das Unternehmen dabei unterstützt, Ressourcen effizient zu nutzen und einen wirksamen Beitrag zum Umweltschutz zu leisten. Es deckt alle Umweltaspekte ab, vom Energieverbrauch bis hin zu Abfall und Emissionen. Es zielt darauf ab, die gesamte Umweltleistung des Unternehmens fortlaufend zu verbessern und verpflichtet die teilnehmenden Organisationen, alle einschlägigen Umweltrechtsvorschriften zu erfüllen. Die Einführung von EMAS beginnt mit einer ersten eigenen Untersuchung, der Umweltprüfung, und nachfolgenden, wiederkehrenden Umweltbetriebsprüfungen. In einer Umwelterklärung berichtet die Organisation öffentlich über die umweltrelevanten Tätigkeiten und Kernindikatoren – bspw. Energieverbräuche oder Abfallmengen. Bestandteil eines Umweltmanagementsystems nach EMAS sind die Anforderungen der Umweltmanagementnorm ISO 14001.

Welche Gemeinsamkeiten haben EMAS und ISO 50001?

Beide Managementsysteme basieren auf dem Ansatz der Verbesserung durch das Durchlaufen des Deming Regelkreises mit den Phasen Planung, Umsetzung, Überprüfung und Verbesserung (PDCA-Regelkreis). Beide Standards fordern zudem, dass die Gesamt-Verantwortung bei der Geschäftsleitung liegt und ein risikobasierter Ansatz unterstützt wird. Darüber hinaus fordern beide Normen die Bewertung der rechtlichen Situation in der Organisation.

Was sind die Vor- und Nachteile von EMAS und ISO 50001?

Die ISO 50001 konzentriert sich auf die Energieeffizienz und zielt darauf ab, diese systematisch und kontinuierlich zu verbessern. Dabei fordert sie detailliertere Energiebilanzen als es die Bewertung der Ressourcennutzung im Umweltmanagement erfordert.

Im Zuge des Energieeffizienzgesetzes bietet die ISO 50001 somit einen tiefen Blick in die Energieverbräuche der Organisation. Entscheidend ist dabei, dass für die Einführung dieser Norm nicht selten hohe Investitionskosten in Technologien nötig sind. Diese resultieren aus der Anforderung die signifikanten Energieverbraucher schrittweise genauer zu erfassen und Verbesserungen in der energetischen Leistung zu erzielen. Auch wenn hohe Investitionskosten anfallen, ist nicht zu vernachlässigen, dass durch die Verbesserung der energetischen Leistung ebenfalls Energiekosten eingespart werden.

EMAS hingegen hat einen ganzheitlichen Blick auf verschiedene Themen, einschließlich Umweltschutz und umweltorientierte Organisations- und Mitarbeiterführung. Dies bedeutet, es müssen Kennzahlen aus verschiedenen Bereichen (Energie, Biodiversität, Materialverbräuche,…) erfasst, bewertet und nach Möglichkeit verbessert werden. Quasi im Gegenzug sind dafür i.d.R. zu Beginn weniger Investitionen als in die ISO 50001 nötig. Zudem können in den verschiedenen Bereichen durch Effizienzsteigerung Kosteneinsparungen erzielt werden. Darüber hinaus fordert oder eben bietet EMAS eine glaubwürdige Außenwirkung und verschiedene Privilegien – bspw. sind Rabatte im Rahmen von BImSchG-bezogenen Genehmigungsverfahren möglich. Ein weiterer Vorteil von EMAS ist, dass es Unternehmen auf die European Sustainability Reporting Standards (ESRS) vorbereitet. Wenn Unternehmen über Informationen berichten, die bereits in ihrer EMAS-Umwelterklärung enthalten sind, können sie die Verweisfunktion nutzen, um Doppelarbeit zu vermeiden.

Wofür sich eine Organisation entscheidet, hängt demnach von verschiedenen Faktoren ab – die in der Regel organisationsindividuell zu bewerten sind. Beide Managementsysteme haben ihre Vorzüge und damit in der Regel korrespondierende Aufwände.. Wir unterstützen Sie gern, sowohl bei der Wahl des für Sie passenden Managementsystems als auch bei der Implementierung.

Mehr EMAS und ISO 50001?

Sie haben Fragen zur Einführung von EMAS oder einer ISO 50001? Dann nehmen Sie gerne Kontakt zu Karsten Uphoff unter uphoff@ecco.de auf.

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